Es gibt nur sehr wenige Motorräder, denen der Ehrentitel Meilenstein wirklich gebührt. Die Ducati 916 gehört zu diesem erlauchten Kreis – sie kam, betörte und siegte in Serie. Nebenbei revolutionierte sie gleich noch die Motorradwelt, denn sie setzte neue Maßstäbe für Supersportler, die bis heute gelten.

 

Warum dieses Motorrad bis heute eine derartige Strahlkraft entfaltet hat viele Gründe. Einer davon liegt im revolutionären Ansatz, den ihre Schöpfer verfolgten: Sie entwickelten ein Motorrad für die Rennstrecke, um daraus eine Serienversion abzuleiten, nicht umgekehrt, wie es bis dato in der Regel üblich war.

 

Zwischen 1994 und 2002 holten die Ducati 916 und ihre direkten Nachfolgerinnen 996 und 998 insgesamt acht Konstrukteurs- und sechs Fahrertitel in der Superbike-WM, das den Mythos 916 untermauerte. Auch Hobby-Racer und Landstraßen-Ritter schwärmen bis heute in den höchsten Tönen von ihrer messer-scharfen Lenkpräzision und der enormen Stabilität des Fahrwerks, von der sanft einsetzenden, aber gewaltigen Kraft des Desmo-Vierventilers, untermalt vom Bollern aus den Endtöpfen - Gänsehauteffekt garantiert.

Und wer das Glück eine 916 zu fahren genossen hat, der weiß, dass sie nicht nur schön, praktisch und robust ist, sondern auch wunderbar ausgewogen zu fahren und deshalb sehr, sehr schnell.

 

Diese Tugenden verdankt sie ihrem legendären Konstrukteur Massimo Tamburini, und dem nicht minder legendären Claudio Castiglioni. Aufgewachsen in der Hochzeit italienischer Motorradkultur nach dem Zweiten Weltkrieg, vereinte die beiden eine ziemlich wirkungsmächtige Mischung von Motorradleidenschaft, Nationalstolz, Technikbegeisterung und Gefühl für Ästhetik. Nur so konnte Anfang der 90er-Jahre etwas wie die 916 entstehen, und nur so konnte es geschehen, dass sie noch immer als der Inbegriff der sportlichen Ducati gilt, obwohl beide die Firma und diese Welt längst verlassen haben.

 

Wer heute die 916 fährt wird ihr Fahrwerk noch immer voll auf der Höhe der Zeit finden. Der alte „Desmoquattro“, den sie mit leicht vergrößertem Hubraum von der 851/888 übernommen hat, ist auch noch immer ein sehr starker Motor für die Landstraße. Dort glänzt er mit einem kräftig ausgeprägten mittleren Drehzahlbereich, in dem er auch sehr geschmeidig läuft. Die 916 wurde Ende 1993 eingeführt und war die Speerspitze des Ducati-Revivals des folgenden Jahrzehnts, sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke. (Ian Fallon)